Fragen zur Diskussion

Wenn die Evangelische Kirche ihre Rolle und ihre Glaubwürdigkeit erhalten will, muss sie den Lebenssachverhalt der digitalen Revolution gesamthaft erfassen und bewerten. Die Entwicklung verlangt nach theologischen, organisatorischen, ordnungspolitischen und weiteren gesellschaftlichen Antworten sowie der Anpassung des Ordnungsrahmens. Diese Aufgabe wird nur dann gelingen, wenn dieser Veränderungsprozess als gesamthaft verstanden und aus der Perspektive der Religion auch gesamthaft bewertet wird. Eine auf die sozialpolitischen Konsequenzen verengte Betrachtung auf die für uns unmittelbar relevante Jurisdiktion (Bundesrepublik Deutschland) sowie auf einen beschränkten Zeitraum (2015-2030) wird den vor uns liegenden Aufgaben nicht gerecht. Als evangelische Christen wollen wir mit diesem Impuls und unseren exemplarischen Fragen an Evangelische Theologie, Sozialethik und Kirche einen umfassenden Diskurs anregen.

Unsere Fragen mögen lediglich beispielhaften Charakter haben, gibt es doch unzählige Fragen, denen sich nicht nur die Evangelische Kirche, sondern auch der Staat und alle weiteren Akteure, die gesellschaftliche Verantwortung tragen, bei der Gestaltung des digitalen Wandels stellen müssen. Als Evangelische Kirche, als Christen tragen wir dafür Verantwortung, dass auch im Morgen noch bewährte und aus unserem Glauben abgeleitete sozialethische Prinzipien gesellschaftlichen Ausgleich sicherstellen, dass Freiheit und Verantwortung Hand in Hand wirken. Damit dies gelingt, müssen wir uns mutig, unvoreingenommen und sachkundig dem Diskurs über unsere Gesellschaft im digitalen Zeitalter stellen. Dabei geht es nicht nur um die Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft und auch nicht nur um die sozialen Folgen der Digitalisierung insbesondere in der Arbeitswelt, sondern es geht vielmehr um die Vergewisserung der Glaubensgrundlagen aus allen Perspektiven des Christentums, insbesondere der Theologie, und daraus abzuleitender Handlungsschritte in die heutige Welt. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass wesentliche Treiber des Prozesses in die digitale Gesellschaft außerhalb christlicher Glaubens- und Kulturkreise agieren und mithin nur bedingt bereit sind, sich unseren Gedankenbildern und Haltungen zu unterwerfen.

Die Energie, die die Kirche für die Kommunikation des 500. Reformationsjubiläums über eine Dekade aufgebracht hat, war ein Testlauf für die Energie, die sie für einen beispielgebenden Weg in die digitale Gesellschaft aufzubringen hat. Wir wünschen uns als Christen und Mitglieder dieser Kirche deshalb die umfassende Auseinandersetzung mit den Fragen und der Gestaltung der digitalen Revolution.